Die Geschichte wie Hiddesen zu seinem zweiten Hermann kam.
Alles begann im Frühjahr 2017. Hansi Johannink vom Vorstand des Heimatvereins Hiddesen e.V. rief mich eines Tages an und fragte, ob ich der Künstler wäre, der „diese ganzen Metallhermänner“ macht, die überall in den Gärten stehen. Nun, er hatte gleich beim ersten Versuch den richtigen an der Strippe.
Er schilderte mir die Schwierigkeiten und Kontroversen innerhalb der Ortsgemeinschaft, eine Gestaltung für den aktuell entstehenden Kreisverkehr, in der Ortsmitte von Hiddesen, zu finden. Nach vielen Vorschlägen, Skizzen und Ideen die verworfen wurden, hätte ihm seine Tochter Anna eines Abends beim Essen gesagt: „Papa, das macht doch alles gar keinen Sinn! Auf diesen Kreisverkehr gehört doch so ein Garten-Hermann, wie der, den wir im Garten haben! Frage doch den, der die macht, ob er nicht eine Idee für euren Kreisverkehr hat.“
Mmmmh…, dachte sich Hansi Johannink, warum nicht. Und so schlug er seinen Kollegen aus dem Heimatverein und der Werbegemeinschaft Hiddesen im zwischenzeitig gegründeten Arbeitskreis „Kreisverkehr Hiddesen“ vor, sich mit mir in Verbindung zu setzen.
Gesagt, getan, saßen wir nun eines Morgens in seinem Büro in Hiddesen und er fragte mich nach Vorschlägen und Ideen für eine Kunstplastik in der Mitte der Verkehrsinsel. Das mit dem Hermann war natürlich sehr naheliegend, doch startete ich den Versuch mit anderen Motiven, wie z.B. eine Gruppe Mufflons. Denn in Hiddesen hatte Fürst Woldemar (Fürst zur Lippe in der Zeit von 1875-1895) früher versucht eine Mufflonherde anzusiedeln. Noch heute gibt es den Mufflonkamp http://www.haus-des-gastes-hiddesen.de/der-grillplatz
Aber es sollte dann doch ein Hermann sein. Wenn schon – denn schon!
Einfach einen meiner Garten-Hermänner in Übergröße zu fertigen war mir dann aber doch zu simpel. Daher schlug ich eine meiner 12 Kunstplastiken aus meinem Kunstpfad, „Hermann sein ist eine Kunst“ vor. Bei diesem Kunstpfad beschäftige ich mich in 12 Arbeiten mit dem Thema, das das Hermannsdenkmal offiziell ein Mahnmal gegen Gewalt und Krieg ist. Aber niemand weiß eigentlich, dass das so ist.
„Der Aufstieg des Hermann“
Eine Hermann-Figur die noch bis zur Hüfte im Boden steckt und erst langsam empor wächst, war sofort der Favorit. Das war in der Situation eine Impulsentscheidung der Hiddeser. Romantiker würden sagen: „Liebe auf den ersten Blick“. (Die detaillierte Beschreibung zur Idee des „Aufstieg des Hermann“ findet Ihr wenn Ihr diesem Link folgt: ……
Die Entscheidung war eigentlich schon in diesem Moment gefallen. Doch dann ging es aber erst richtig los. Viel Überzeugungsarbeit war notwendig:
- Erst bei dem Ausschuss von Heimatverein und Werbegemeinschaft, der mit dem Thema Kreisverkehr betraut war.
- Dann die Ortsgemeinschaft in Vertretung aller Vereine des Ortes Hiddesen.
- Zuletzt den Bau- und Planungsausschusses der Stadt Detmold.
- Zwischendurch Pressetermine und auch Stellungnahmen zu kritischen Stimmen, z.B. durch Leserbriefe.
- Stimmenfang und Öffentlichkeitsarbeit z.B. auf dem Hiddeser Adventsmarkt.
Parallel lief die Finanzierung des Projektes durch den Heimatverein. Da mir die Unterstützung von Vereinen und sozialer Arbeit immer am Herzen liegt und dieses Projekt für mich von ganz besonderer Bedeutung war, habe ich auf einen erheblichen Teil meiner sonst geforderten Vergütung zugunsten des Projektes verzichtet, damit die Ortsgemeinschaft das Projekt auch finanziell stemmen konnte.
Dieses vor allem, da alle 18 Vereine des Ortes einen kleinen Obolus zugunsten des Projektes beigesteuert haben. Zusätzlich habe ich kleine preiswerte Modele der Kunstplastik produziert und dem Heimatverein zur gewinnbringenden Veräußerung für die Projektfinanzierung zur Verfügung gestellt. Darüber hinaus waren noch sehr viele weitere Spenden und Aktionen notwendig.
Und dann war es soweit:
Die Gremien der Stadt Detmold, die Ortsvereine, die Werbegemeinschaft und der Vorstand des Heimatvereis stimmten dem Projekt zu und ich bekam die Startfreigabe für die Produktion.
Zusammen mit meinem langjährigen Partner, der Fa. Dresskornfeld in Bielefeld Ummeln, fertigte ich den 4,1 m großen Hermann, 500 Kg schwer, aus hochwertigem und massivem 2 cm dickem Stahl. Zwischendurch noch ein paar Ortstermine mit dem Bauamt um die Fundamente und Beleuchtung der Kunstplastik zu besprechen.
Und dann stand er kurz vor Weihnachten 2017 bei mir Zuhause vor der Werkstatt und reckte sein Schwert in den Verler Himmel. Es war pures Glück und Freude meine Kunstplastik, die es bisher nur als 60 cm großes Model gab, in seiner vollen Größe zu bewundern.
Wie er da so stand, in seiner Pracht aus rohem massivem Stahl, konnte er noch bis zum Aufbautermin die gewünschte Patina ansetzten. Damit der Hermann auch hübsch ist, wenn ihn die Menschen das erste Mal sehen.
Und schließlich war es endlich so weit: Nach fast einem Jahr Planungs-, Abstimmungsarbeit und Produktions- und „Patinaprozess“ stand meine Kunstplastik:
„Der Aufstieg des Hermann“
… im Kreisverkehr in der Ortsmitte von Hiddesen. Um 9:00 Uhr schwebte er am 21.04.2018 mit einem Kran an seinen Platz. Hiddesen und der Markant-Lebensmittelmarkt von Herrn Skarupke hatten extra ein „Kreiselfest“ für diesen Tag veranstaltet. Der WDR und die lokale Presse waren vor Ort und berichteten. Abends konnten die Menschen in der Lokalzeit OWL sehen, wie der Hermann am Kran über den Köpfen der Hiddeser auf sein Fundament in der Mitte des Kreisverkehrs schwebte.
(Ernst Barlachs „Schwebende“ lässt grüßen)
Im Laufe der Zusammenarbeit mit den Menschen vor Ort wurde aus dem recht sperrigen Namen meiner Kunstplastik irgendwann der Name „Hiddemann“. Und wie um meine Intention für die Kunstplastik zu bestätigen, entstanden aus der Zusammenarbeit Freundschaften. Der Hermann als etwas, was verbindet und nicht mehr als abschreckendes Zeugnis eigener Stärke.
Und seit dieser Zeit sprechen mich die Menschen auf Kunstausstellungen oder bei Terminen in Lippe auf den „Hiddemann“ an. Sie erzählen mir z.B. davon, dass sie jedes Mal eine Extrarunde um den Hermann drehen, wenn sie durch den Kreisverkehr fahren. Oder, dass sie auf ihrem täglichem Arbeitsweg, morgens den „Hiddemann“ freundlich grüßen. Schön sind auch die Anmerkungen, wenn Menschen mir erzählen, sie freuen sich einfach jedes Mal, wenn Sie dort vorbei kommen. Warum können Sie nicht so genau sagen, aber Sie freuen sich einfach.
Und zum Schluss muss ich einigen Menschen, die in dem Projekt eingebunden waren, Danke sagen. Warum, das weiß dann jeder sicherlich selbst. Das wären:
Cord Brüning
Hansi Johannink
Anna Johannink
Petra Gausman
Friedhelm Wallbaum
Sabine Lakämper
Renate Niedermeyer
Wolfgang Witthoff
Ernst v. Bandel
Stephan Lakämper
Gabor Bogdan
Raphael Skarupke
Wilfried Mellies
Maik Sprenger
Thomas Kersting
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